Küchenarbeitsplatte

Wir machen uns eine Leimholzplatte

Ich wollte unbedingt eine Küchenarbeitsplatte mit durchgehenden Lamellen, möglichst aus Eiche, in meiner Küche haben. Da diese Platten sündhaft teuer sind und z.B. als Asteiche, rustikal, übelst gespachtelt, immer noch 600 Euro, im Internet kosten, war mir klar das man das selber bauen muss!<br> Nach langem überlegen sah ich allerdings keine Möglichkeit in den Besitzt von entsprechende Kanthölzern - Eiche, 2.5m, zweiseitig abgerichtet - zu kommen. Und eine Baumscheibe, die 700Kg wiegt, kann ich weder schleppen noch zerschneiden, geschweige den abrichten.<br> Also habe ich mich für eine realistische und auch günstige Variante, der sibirischen Lärche, entschieden. Das Holz wird im Handel, wie Douglasie und Bangkirai, als Terrassen-Holz angeboten. Also benutzte ich die Unterkonstruktion als Leimholzlamellen.


Ich kaufe mein Holz im Fachhandel
Da kommt es schon runtergegabelt
Fange erstmal mit fünf Stöckern an ...
Hm... exakt abgerichtete Lamellen, für die Leimholzherstellung, sind das aber nicht ... Doch ganz schön 'gewachsen'
Hab ich mir das zu einfach vorgestellt?
Das ist auf jeden Fall nur Feuerholz. Keine Option hier was zu kaufen
Nachdem ich noch zweimal beim Holzhandel war, mehr Latten gekauft habe, ein paar zur Seite gestellte habe, habe ich meine 10 Lamellen zusammen.
Juhu!! Endlich ein neuer Dickenhobel!!
Ohne so eine Maschine kann man das nicht machen
Alle Lamellen von 45 auf 41mm runtergehobelt. So verzwungen sieht es schon richtig nach was aus.
Also nun ans kleben denken ... erste Tests verlaufen erfolgreich
Trotzdem entscheide ich mich für eine Verdübelung der Lamellen
Die Nuten fräse ich mit meinem XYZ-Tisch.
Das war mir freihand zu wackelig. Die Abweichungen bei den Nuten sind eh schon immer mystisch. Der Bruchtteil eines Millimeters macht den Unterschied zwischen 'klappert rum' und 'spaltet das Holz'
Ich hoble mir eine Leiste auf 8mm und schneide 'Lamellos' ab
Alle Leisten laufen durch den selben Hobel sind aber am Ende 7,8 - 8,2 mm stark. Hab die nach Dicke, sortiert. Man erkennt richtig eine Gaußsche Normalverteilung :)
Okay, das sieht ja schon recht 'fertig' aus
Parallel übe ich das ölen. Mit Leinöl und Tungöl.
Das ist ein wichtiges und komplexes Thema. Ich verwende keine schnell trocknenden Produkte mit Sikkativen. Das Öl soll tief eindringen und nicht auf der Oberfläche aushärten. Das Tungöl verhindert Ringe durch Metallgegenstände.
So mal die Holzdübel machen ...
... meine Lamellos werden am Rand angefast, dann schlüft es besser rein. Ausserdem hab ich nochmal etwas zu dick gehobelt (8,6mm) ...
... so kann ich die Dübel, individuell für jeden einzelnen Schlitz, anpassen
Alles mit Ponal 'normal' einpinseln. Ich verzichte auf wasserfesten D3 Leim und auch auf PU-Leim.
'up side down' auf Backpapier - quetsch - Zu erst vier Hölzer ...
... dann drei und nochmal drei. Mehr ist schwierig einzupinseln. Außerdem passt es dann nicht mehr durch meinen Dickhobel
Da mein Schuppen zu klein ist und ich nur ein begrenzte Anzahl von Zwingen habe brauche ich drei Tage. Für jeden Abschnitt einen.
Ganz schön vollgekleckert. Das macht aber nix...
Das ja immer blöd aber ich habe halt nur zwei Hände....
Und die Japan-Säge schneidet auch 'wie von selbst'
Dieses Model hat leider extreme Parodontose
Aber es gibt auch erfreuliches zu berichten. Das 'Sample' für die komplizierte Ecke ist schon schön.
Jetzt wo ich nur noch drei Teile habe (4+3+3) stellt ich fest, das die echt stabil sind.
Ich hätte beim zusammenleimen der Einzelteile immer alle Lamellen zusammen verzwingen müssen. So ist nun ein 'krummes' Mittelstück entstanden.
Soll ich das jetzt abrichten? Wie bloß?
Nachdem ich festgestellt habe, das meine Gesamtbreite, nicht mehr viel breiter ist, als das was ich am Ende überbehalten wollte, vertraue ich auf die Kraft der Zwingen und des Leimes
Es wird alles zusammen geleimt wie es eben ist...
Diese Idee zum Kantenschutz erlaubt es den Selben vorher anzukleben. Dann braucht man...
... keine drei Hände, wenn man auf der anderen Seite die Zwingen ansetzt
24 Stunden später ... alles ist verbunden.
Da ich unbedingt gegenläufige Jahresringe, bei den benachbarten Lamellen wollte, habe ich eine Lamelle, kurz entschlossen, umgedreht.
Dämlicherweise ist die von unten nicht gehobelt worden. Also immer noch mit runden Kanten versehen
Was nicht schlimm ist ... dachte ich! Ich wollte sowieso noch einen netten Tischler fragen, ob er mir die ganze Platte nach dem fügen, durch den Hobel schiebt. Aber, Pustekuchen! 70 cm ist zu breit!! Ich habe zwei gefragt. Beide hatten keine Möglichkeit so was breites zu hobeln (max. 63cm)
Also mache ich es wie Guido Henn (Holzwerken TV). Mit einem Bandschleifer im Führungsschlitten (Bosch PBS 73AE)...
Das geht sehr gut! Der Spanabtrag ist damit fein dosiert. Löcher schleift man keine rein aber 3mm wird man damit nicht so leicht wegschaffen ... also bleibe ich bei ca. 39mm und der Rest wird gespachtelt.
Später ...
... etliche Bänder später ...
... ist die Nivellierung mit dem Bandschleifer abgeschloßen
Finaler Zuschnitt: Ein Lamelle ist gerissen und die beiden Äste will ich loß werden, also links viel weg und rechts kaum was ...
Dann Feinschliff. 320'ziger mit dem Schwingschleifer und 400 von Hand
Die erste Ölung ...
Wow, das sieht cool aus!
Ich habe dreimal Leinöl, dreimal Tungöl und dann Standöl als Finisher, geplant. Mal sehen wie viele Wochen das dauert.
Jetzt mal wieder was konstruktives. Hier muss eine Ecke ab.
Ach, hab ich meine Dübel erreicht. Naja, egal. Das sieht man eh nicht...
Aber man sieht das ich die Kante in zwei Läufen, mit meinem 'Bündigfräser', gefräst habe. Sehr bündig ist das aber nicht!? Wahrscheinlich habe ich nicht gut geführt.
Und wieder Öl drauf
Zeit vergeht....
Hat geschüsselt. Und ich habe mir so viel Mühe gegeben die Lamellen mit gegenläufigen Jahresringen zu verkleben
Nich doll, aber dann doch.
Tja, nach Wochen des ölens und wartens nun die ernüchternde Erkenntnis. Alles klebt! Ich habe wohl zu viel Öl auf der Oberfläche stehen lassen. Besonders das Tungöl gibt einen richtigen, wenn auch harten, Schleier. Das ist sehr enttäuschend. Nach erfolglosen Versuchen mit Orangenschalen-Öl die Klebe wegzuwischen sehe ich mich gezwungen die Platte abzuschleifen ...
Jetzt kommt das alte bewährte Methode oben drauf. Eine Anstrich ist in 24 Stunden trocken. Alles "easy peasy, lemon cheesy"
Aber was lange wehrt wird manchmal gut.
Ich bin doch stolz auf mein Werk.
* Projekt fertig *
Küchenzeile umgebaut. Ich wage nicht zu schätzen, begonnen mit dem "umhängen" der Gas-Therme, wie lange dieser Umbau gedauert hat. 20 Jahre?